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Schaubild angelehnt an:

Kharrazian, Datis. “Exposure to Environmental Toxins and Autoimmune Conditions.” Integrative medicine (Encinitas, Calif.) vol. 20,2 (2021): 20-24.

Giftige Chemikalien haben tiefgreifende Auswirkungen auf das Immunsystem und andere Schutzmechanismen des Körpers. Die verschiedenen biologischen Reaktionen, die durch den Kontakt mit diesen Chemikalien ausgelöst werden, können das Gleichgewicht des Immunsystems stören, Barrieren schwächen und Autoimmunprozesse fördern. Das Schaubild zeigt die wichtigsten Mechanismen und Auswirkungen solcher toxischen Substanzen im menschlichen Organismus.

 

Unterdrückung des AIRE-Proteins und der Verlust der Toleranz

Ein zentrales Ziel giftiger Chemikalien ist das AIRE-Protein, ein wichtiger Faktor für die zentrale Toleranz. Das AIRE-Protein verhindert normalerweise, dass das Immunsystem körpereigene Strukturen als fremd erkennt und angreift. Wird es jedoch durch toxische Substanzen unterdrückt, verliert der Körper diese Fähigkeit. Das führt zu einem Anstieg autoreaktiver T-Zellen – Immunzellen, die körpereigenes Gewebe angreifen können – und zur Reduktion regulatorischer T-Zellen (Treg-Zellen), die normalerweise überschießende Immunantworten bremsen. Das Ergebnis ist eine höhere Anfälligkeit für Autoimmunerkrankungen, da das Immunsystem beginnt, körpereigene Strukturen fälschlicherweise anzugreifen.

 

Bindung an Nukleinsäuren und antinukleäre Immunreaktivität

Ein weiterer Mechanismus giftiger Chemikalien ist die Bindung an Nukleinsäuren, etwa an DNA. Diese Bindung löst eine antinukleäre Immunreaktivität aus, bei der das Immunsystem körpereigene Nukleinsäuren als fremd erkennt und angreift. Diese Reaktion ist charakteristisch für viele Autoimmunerkrankungen und zeigt, wie Umweltgifte das Immunsystem so beeinflussen können, dass es körpereigene Moleküle ins Visier nimmt.

 

Chemische Bindung zu Proteinen und die Entstehung von Neoantigenen

Giftige Chemikalien können außerdem an Proteine im Körper binden und dadurch sogenannte Neoantigene erzeugen. Neoantigene sind neue Antigenstrukturen, die durch die Modifikation körpereigener Proteine entstehen und vom Immunsystem als fremd wahrgenommen werden. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer Immunantwort gegen die eigenen, veränderten Proteine. Diese Reaktion fördert wiederum das Risiko für Autoimmunprozesse, da der Körper beginnt, sich selbst zu bekämpfen.

 

Post-Translations-Modifikation und Immunaktivierung

Eine weitere Auswirkung toxischer Chemikalien ist die Veränderung der Post-Translations-Modifikation. Dabei handelt es sich um chemische Veränderungen, die nach der Proteinsynthese an den Proteinen vorgenommen werden. Diese Modifikationen können zur sogenannten Haptenation führen, bei der kleine Moleküle an körpereigene Proteine binden und das Immunsystem aktivieren. Diese Aktivierung kann das Risiko für Autoimmunreaktionen und Entzündungsprozesse erhöhen.

 

Glutathionmangel, oxidativer Stress und geschwächte Immunbarrieren

Giftige Chemikalien können einen Mangel an Glutathion verursachen, einem wichtigen körpereigenen Antioxidans, das Zellen vor Schäden durch oxidativen Stress schützt. Ein Glutathionmangel erhöht die Anfälligkeit für oxidativen Stress, was zu einer Zunahme von Zellschäden und zur Entkopplung der Mitochondrien führt, die als Energiezentren der Zellen besonders anfällig für Schäden durch toxische Substanzen sind. Dies kann langfristig die Funktion von Geweben beeinträchtigen und Entzündungen fördern.

Darüber hinaus schwächt der Glutathionmangel die Immun-Barrieren des Körpers erheblich, was die Durchlässigkeit von Barrieren wie der Darmbarriere, der Lungenepithelbarriere und der Blut-Hirn-Schranke erhöht. Dies bedeutet, dass schädliche Substanzen und Antigene leichter in den Körper gelangen und das Risiko für Entzündungen und Immunreaktionen steigt. Gleichzeitig führt der Glutathionmangel zu einer Reduktion der Funktion regulatorischer T-Zellen, die für die Kontrolle überschießender Immunantworten verantwortlich sind. Diese Schwächung der T-Zell-Funktion erhöht das Risiko für chronische Entzündungen und Autoimmunreaktionen erheblich.

 

Bindung an Rezeptoren und Störungen in der Zellkommunikation

Ein besonders komplexer Mechanismus ist die Bindung giftiger Chemikalien an bestimmte Rezeptoren auf Zelloberflächen, die wichtige Signale für das Immunsystem und andere Funktionen weiterleiten. Acryl-Kohlenwasserstoffe, eine bestimmte Klasse giftiger Substanzen, binden an solche Rezeptoren und beeinflussen die Differenzierung von T-Zellen, einem wesentlichen Bestandteil der Immunantwort. Diese Bindung verstärkt die Antigen-präsentierende Reaktion und aktiviert die TH-17-Zellen, die für Entzündungsprozesse verantwortlich sind. Diese Aktivierung kann zu einer Dysregulation dendritischer Zellen führen und Autoimmunprozesse fördern.

Auch die Hypophyse ist betroffen, insbesondere die Lactotroph-Zellen, die durch die Bindung giftiger Chemikalien vermehrt Prolaktin ausschütten. Ein erhöhter Prolaktinspiegel kann das Immunsystem stimulieren und entzündliche Prozesse im Körper verstärken, was das Risiko für immunologische Erkrankungen erhöht. Eine weitere Zielstruktur ist der PPARγ-Rezeptor, dessen Störung die Produktion von T-Helfer-Zellen unterdrücken kann. Diese Zellen sind für eine ausgewogene Immunantwort entscheidend, und ihre Reduktion begünstigt das Risiko für überschießende, zytotoxische Reaktionen, die Gewebeschäden hervorrufen können.

 

Fazit

Giftige Chemikalien greifen das Immunsystem und wichtige Schutzmechanismen des Körpers auf verschiedene Weise an: durch die Unterdrückung des AIRE-Proteins, die Bindung an Nukleinsäuren und Proteine, die Beeinflussung der Post-Translations-Modifikation, die Senkung des Glutathionspiegels sowie die Bindung an spezifische Rezeptoren. Diese Mechanismen destabilisieren das Immunsystem, schwächen die Immun-Barrieren und erhöhen die Anfälligkeit für Autoimmunreaktionen und chronische Entzündungen. Die Kombination dieser Effekte kann langfristig zur Entwicklung von Autoimmunerkrankungen und anderen chronischen Gesundheitsproblemen führen.

Informationen angelehnt an:

Kharrazian, Datis. “Exposure to Environmental Toxins and Autoimmune Conditions.” Integrative medicine (Encinitas, Calif.) vol. 20,2 (2021): 20-24.
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