Pestizide
Pestizide und ihre Abbauprodukte wurden in verschiedenen Körperteilen und Organen nachgewiesen, wobei zahlreiche Studien konkrete Nachweise und Zusammenhänge zu gesundheitlichen Schäden liefern:
Gehirn und Nervensystem
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Glyphosat und andere Pestizide können im Gehirn nachgewiesen werden. Studien an Mäusen zeigen, dass Glyphosat zu Entzündungen, Plaquebildung und Tau-Verwicklungen im Gehirn führt – typische Marker für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer. Auch das Glyphosat-Abbauprodukt Aminomethylphosphonsäure wurde im Gehirn nachgewiesen.
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Menschen mit beruflichem Kontakt zu Pestiziden weisen ein erhöhtes Risiko für Parkinson auf. Pestizide wie Rotenon und Paraquat wirken toxisch auf die Mitochondrien von Nervenzellen, insbesondere in der Substantia nigra, und können Parkinson-ähnliche Symptome auslösen.
Leber
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Pestizide wie Hexachlorbenzol (HCB) und andere Agrarchemikalien können sich in der Leber anreichern und dort Schäden verursachen. Die Leber ist ein zentrales Organ für den Abbau und die Entgiftung von Pestiziden, weshalb sie besonders gefährdet ist, toxische Konzentrationen zu akkumulieren.
Nieren
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Studien an Tieren zeigen, dass Glyphosat und andere Pestizide Stoffwechsel- und Nierenparameter verändern können. Das deutet auf eine Belastung und mögliche Schädigung der Nierenfunktion hin.
Herz und Kreislauf
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Akute Pestizidvergiftungen können zu abnormer Herzfrequenz führen. Chronische Belastungen stehen im Verdacht, das Herz-Kreislauf-System zu beeinträchtigen, auch wenn konkrete Nachweise für Pestizidrückstände im Herzgewebe seltener sind.
Blut und Urin
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Nach Kontakt mit Pestiziden lassen sich deren Rückstände sowie Entzündungsmarker im Blut nachweisen. Glyphosat und seine Abbauprodukte können auch nach längerer Zeit im Blut zirkulieren.
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In Deutschland wurden bei 75 % der getesteten Personen deutliche Spuren von Glyphosat im Urin gefunden, oft in Konzentrationen, die über den Grenzwerten für Trinkwasser liegen.
Darm
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Pestizide können das Darmmikrobiom verändern und die Darmwand durchlässiger machen. Dadurch gelangen Schadstoffe leichter in den Blutkreislauf und können über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch neurologische Prozesse beeinflussen.
Zusammengefasst:
Pestizide wurden in Gehirn, Nervensystem, Leber, Nieren, Blut, Urin und indirekt auch im Herz und Darm nachgewiesen. Sie können dort akute und chronische Schäden verursachen, darunter Entzündungen, neurodegenerative Prozesse, Stoffwechselveränderungen und Organschäden.
Jährlich hergestellte und landwirtschaftlich genutzte Mengen Glyphosat:
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Weltweite Produktion: China ist der größte Hersteller mit über 780.000 Tonnen Glyphosat pro Jahr (2023), was etwa 60% der globalen Produktionskapazität entspricht.
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Weltweiter Markt: Das Marktvolumen lag 2023 bei etwa 8,7 bis 12,2 Milliarden US-Dollar und wächst weiter.
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Landwirtschaftliche Nutzung: Glyphosat ist das meistverwendete Herbizid weltweit und wird vor allem in der Produktion von gentechnisch veränderten (GV) Soja, Mais, Baumwolle und Raps eingesetzt. In den USA, Argentinien, Brasilien und Kanada sind diese Kulturen die Hauptanwendungsgebiete.
Glyphosat in Lebensmitteln: Vorkommen und Mengen
Häufig belastete Lebensmittel:
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Getreideprodukte: Weizen, Hafer, Roggen, Gerste, Reis, Mais, Bier
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Verarbeitete Produkte: Frühstückscerealien, Brot, Pasta, Cracker, Chips, Granola, Müsliriegel
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Weitere: Honig, Ölsaaten (z.B. Raps), Gemüse (selten, aber möglich)
Gefundene Mengen (Beispiele):
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Haferprodukte: Bis zu 1.125 ppb (parts per billion) in Frühstückscerealien wie Cheerios
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Weizenprodukte: Pasta 60–150 ppb, Brot teils über 500 ppb, einzelne Ausreißer bis 243.000 μg/kg (243 mg/kg) in Reis
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Hülsenfrüchte: 47% der getesteten Bohnen-, Erbsen- und Linsenprodukte in Kanada enthielten Glyphosat
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Früchte und Gemüse: In 0,45% der untersuchten Proben wurden Rückstände über 0,02 mg/kg gefunden, Höchstwert 9,3 mg/kg in Leinsamen, Durchschnitt 0,8 mg/kg in positiven Proben
Grenzwerte: In der EU liegen die zulässigen Höchstgehalte (MRL) für Glyphosat in Lebensmitteln meist zwischen 10 und 50 μg/kg (0,01–0,05 mg/kg), einzelne Ausreißer überschreiten diese Werte teils deutlich.
Biochemische und pathophysiologische Toxizität von Glyphosat
Wirkmechanismen:
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Oxidativer Stress: Glyphosat erhöht die Produktion reaktiver Sauerstoffspezies (ROS), was zu Lipidperoxidation, Protein- und DNA-Schäden führt.
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Mitochondriale Dysfunktion: Glyphosat stört die Atmungskette in den Mitochondrien, hemmt die ATP-Produktion und führt zu Energiemangel in Zellen.
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Entzündungsreaktionen: Steigerung von proinflammatorischen Zytokinen wie IL-1β, IL-6 und TNF-α, was zu chronischer Entzündung führen kann.
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Genotoxizität und epigenetische Effekte: Glyphosat kann DNA-Schäden, Chromosomenbrüche und Veränderungen der Genexpression verursachen, was ein erhöhtes Krebsrisiko (z.B. Non-Hodgkin-Lymphom) nahelegt.
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Störung der Neurotransmission: Glyphosat kann die Glutamat-Aufnahme hemmen, Calciumkanäle aktivieren und so zu neuronaler Übererregung, oxidativem Stress und Neurotoxizität führen.
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Beeinträchtigung der Darmbarriere: Glyphosat kann die Integrität der Darmbarriere stören, zur Dysbiose führen und Entzündungen im Darm fördern.
Klinische Auswirkungen:
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Leber- und Nierenschäden, metabolisches Syndrom, chronische Entzündungen, neurologische Störungen, potentiell erhöhtes Krebsrisiko.
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Akute Vergiftungen (meist durch hohe Exposition): gastrointestinale Schäden, metabolische Azidose, Kreislaufversagen (häufig durch Zusatzstoffe in Herbizid-Formulierungen).
Zusammenfassung der biochemischen Toxizität:
Glyphosat wirkt toxisch primär durch die Induktion von oxidativem Stress, mitochondriale Dysfunktion, Entzündungsreaktionen sowie direkte und indirekte Schädigung von DNA und Zellstrukturen. Die Genotoxizität und epigenetische Veränderungen gelten als zentrale Mechanismen für das mögliche Krebsrisiko. Die Toxizität ist dosisabhängig und wird durch Zusatzstoffe in Herbizid-Formulierungen verstärkt.
Pestizide im Weinanbau
Pestizide, Herbizide und Insektizide im Weinanbau: Arten und Mengen
Arten und Häufigkeit der eingesetzten Mittel
Im konventionellen Weinanbau werden regelmäßig verschiedene Pestizidklassen eingesetzt:
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Fungizide (gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau und Botrytis)
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Herbizide (gegen Unkräuter, z.B. Glyphosat, Glufosinat, Propyzamid, Flazasulfuron)
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Insektizide (gegen Schadinsekten wie Reblaus, Traubenwickler, z.B. Imidacloprid, Spinosad, Indoxacarb)
Die Zahl der Anwendungen ist im Weinbau besonders hoch: In Deutschland werden im Schnitt 17 Pestizid-Anwendungen pro Jahr durchgeführt, Spitzenjahre erreichen bis zu 20 Spritzungen.In Frankreich liegt der Anwendungshäufigkeitsindex (AHI) bei etwa 12,4, wobei rund 80 % davon auf Fungizide entfallen.
Welche Wirkstoffe werden verwendet?
Häufig eingesetzte Fungizide:
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Fosetyl (häufig als Rückstand in Form von Phosphonsäure)
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Folpet (und sein Metabolit Phthalimid)
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Boscalid, Dimethomorph, Metalaxyl, Iprovalicarb, Mandipropamid, Metiram, Zoxamid, Fluopyram, Fluopicolid (PFAS-Fungizide)
Herbizide:
Insektizide:
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Imidacloprid (gegen Reblaus und Blattläuse)
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Spinosad, Indoxacarb (gegen Traubenwickler)
Akarizide:
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Abamectin (gegen Spinnmilben und Gallmilben)
Wie viele und wie viel Pestizide werden im Wein gefunden?
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In aktuellen Studien wurden in 94 % der konventionellen Weine Rückstände von bis zu 8 verschiedenen Pestiziden pro Flasche gefunden. Im Durchschnitt enthielten konventionelle Weine Rückstände von drei Pestiziden.
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Insgesamt wurden in europäischen Weinen 18 verschiedene Pestizidwirkstoffe und ein relevanter Metabolit nachgewiesen.
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Die durchschnittliche Pestizidbelastung lag bei 58 µg/l in weniger belasteten und 155 µg/l in stärker belasteten Weinen. Spitzenwerte lagen bei über 300 µg/l.
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Besonders häufig nachgewiesen: Folpet (und Phthalimid), Dimethomorph, Iprovalicarb, PFAS-Fungizide wie Fluopyram und Fluopicolid.
Bioweine sind deutlich weniger belastet: Vier von fünf Bioweinen waren frei von nachweisbaren Pestizidrückständen, allerdings wurde auch in Bioweinen Trifluoressigsäure (TFA, ein Abbauprodukt von PFAS-Pestiziden) gefunden, was auf Umweltkontamination hinweist.
Zusätzliche Fakten
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Die Weinproduktion macht EU-weit nur 3,5 % der landwirtschaftlichen Fläche aus, verbraucht aber 15 % aller Pestizide.
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In einzelnen Weinproben wurden bis zu 29 verschiedene Pestizidrückständenachgewiesen.
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Fungizide sind die am häufigsten eingesetzten Pflanzenschutzmittel im Weinbau, gefolgt von Herbiziden und Insektiziden.
Zusammenfassung in Zahlen
Kategorie | Durchschnittswerte (konventionell) | Spitzenwerte |
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Anwendungen/Jahr | 17 Spritzungen (bis zu 20) | – |
Pestizide/Wein | 3 verschiedene Rückstände | bis zu 8 |
Pestizidgehalt | 58 µg/l (weniger belastet), 155 µg/l (hoch) | über 300 µg/l |
Nachgewiesene Wirkstoffe | 18 verschiedene Pestizide + 1 Metabolit | bis zu 29 in Einzelfällen |
Fazit:
Der Weinbau ist eine der pestizidintensivsten Kulturen Europas. Im konventionellen Anbau werden regelmäßig zahlreiche Fungizide, Herbizide und Insektizide eingesetzt. In fertigem Wein finden sich häufig Rückstände mehrerer Pestizide, meist im Bereich von 50–300 µg/l, mit Einzelfunden deutlich darüber. Bioweine sind deutlich weniger belastet, aber nicht immer völlig rückstandsfrei, insbesondere was schwer abbaubare Umweltchemikalien betrifft.
Pestizideinsatz im Apfelanbau (Südtirol & Altes Land bei Hamburg)
Häufigkeit und Menge der Pestizidanwendungen
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Südtirol (Vinschgau):
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Im Jahr 2017 wurden auf Apfelplantagen durchschnittlich 38 Anwendungen pro Saisondokumentiert – von März bis September gab es keinen Tag ohne Spritzung.
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Pro Hektar wurden rund 37,8 kg Pestizidwirkstoffe ausgebracht.
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Oft werden mehrere Mittel gleichzeitig gespritzt, an einzelnen Tagen bis zu neun verschiedene Wirkstoffe.
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Altes Land bei Hamburg:
Eingesetzte Pestizidarten und Wirkstoffe
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Fungizide: Captan, Trifloxystrobin, Fludioxonil, Boscalid, Carbendazim (teilweise verboten), Phthalimid, Difenoconazol
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Insektizide: Methoxyfenozid (in Deutschland verboten, in Südtirol nachgewiesen), Imidacloprid, Acetamiprid, Flonicamid
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Herbizide: Glyphosat, weitere nicht näher benannte synthetische Herbizide
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Weitere: DDT (verboten, aber noch als Rückstand nachweisbar wegen langsamen Abbaus)
Nachweisbare Pestizidrückstände auf Äpfeln
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In aktuellen Tests (2024) wurden auf konventionell angebauten Äpfeln aus Südtirol, dem Alten Land und vom Bodensee mindestens ein bis zu fünf verschiedene Pestizide pro Probegefunden.
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Besonders häufig nachgewiesen: Captan (vermutlich krebserregend, in allen konventionellen Proben gefunden), Acetamiprid, Fludioxonil, Trifloxystrobin, Flonicamid.
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In einer großen Analyse aus 2020 wurden in 489 von 490 konventionellen Apfelproben Pestizide gefunden, im Schnitt 4,2 Wirkstoffe pro Probe.
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Bio-Äpfel waren in aktuellen Tests fast immer frei von Pestizidrückständen.
Pestizidrückstände im Apfelsaft
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In Apfelsaft-Tests (2022/2024) wurden in 15 von 16 konventionellen Säften Pestizidrückstände gefunden, teils bis zu sechs verschiedene Pestizide pro Saft.
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Häufig nachgewiesen: Acetamiprid, Mepiquat (in der EU im Obstbau verboten, aber gefunden; in mehreren Säften wurde der EU-Grenzwert von 0,02 mg/kg überschritten).
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Die Mengen lagen meist im Spurenbereich, einzelne Säfte wiesen jedoch erhöhte Werte auf.
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Bio-Apfelsäfte waren praktisch immer frei von Pestizidrückständen.
Zusammenfassung in Zahlen
Region | Anwendungen/Saison | Pestizidmenge (kg/ha) | Rückstände pro Apfel | Rückstände im Saft (konv.) |
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Südtirol (Vinschgau) | 38 | 37,8 | 1–5 | Bis zu 6 Pestizide |
Altes Land (Hamburg) | 21 | k.A. | 1–4 | Bis zu 6 Pestizide |
Fazit:
Im intensiven Apfelanbau – besonders in Südtirol und im Alten Land – werden Äpfel sehr häufig mit Pestiziden behandelt, oft mit mehreren Wirkstoffen gleichzeitig. Die Rückstände finden sich auf fast allen konventionellen Äpfeln und auch in Apfelsaft, meist als Cocktail mehrerer Substanzen. Bio-Produkte sind dagegen fast immer rückstandsfrei.
Auf Äpfeln aus Südtirol und dem Alten Land bei Hamburg wurden mehrfach Rückstände von verbotenen oder umweltschädlichen Pestiziden nachgewiesen:
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Methoxyfenozid: Dieses Insektizid wurde in Südtirol in fast der Hälfte der Boden- und Pflanzenproben gefunden, obwohl es in Deutschland seit 2018 aufgrund seiner Umweltschädlichkeit verboten ist. Der Nachweis belegt, dass es weiterhin im Apfelanbau Südtirols eingesetzt wird und in die Umwelt gelangt.
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Chlorpyrifos-methyl: Dieser Wirkstoff, der die Gehirnentwicklung von ungeborenen Kindern schädigen kann, wurde ebenfalls in Südtirol eingesetzt, obwohl er inzwischen verboten ist.
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DDT: In Boden- und Wasserproben aus dem Alten Land bei Hamburg wurde das längst verbotene Insektizid DDT nachgewiesen. DDT ist persistent, reichert sich in der Umwelt an und ist für Mensch und Tier hochgiftig. Seine Rückstände stammen vermutlich aus früheren Anwendungen, sind aber weiterhin nachweisbar.
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Carbendazim: Das für Regenwürmer giftige Fungizid wurde ebenfalls im Alten Land gefunden, obwohl es in der EU verboten ist.
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Imidacloprid: Dieses Insektizid, das Bienen schädigt, wurde sowohl in Südtirol als auch im Alten Land nachgewiesen. Es ist in Deutschland für bestimmte Anwendungen eingeschränkt oder verboten, bleibt aber in Rückständen nachweisbar.
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Glyphosat: Dieses Herbizid wurde in Südtirol am fünfthäufigsten eingesetzt. Es gilt als wahrscheinlich krebserregend und ist umwelttoxisch. Glyphosat ist zwar nicht überall verboten, steht aber wegen seiner Risiken stark in der Kritik.
Diese Funde zeigen, dass im intensiven Apfelanbau sowohl in Südtirol als auch im Alten Land weiterhin problematische, teils verbotene und umweltschädliche Pestizide nachweisbar sind. Rückstände gelangen über die Luft und das Wasser auch in entlegene Gebiete und können die Umwelt sowie die menschliche Gesundheit gefährden.